Mit ihrem zweitbesten Mehrkampfergebnis in Florenz startete Raffaela Dorfer in die noch junge Wettkampfsaison und sicherte sich mit dieser Leistung das Ticket für das Mehrkampfmeeting in Götzis.
Raffaela, die sich 2013 ganz auf den Mehrkampf konzentriert, hat ihr großes Ziel, den Start beim Weltklasse-Meeting im Möslestadion erreicht: Mit 5.176 Punkten und dem 12. Gesamtrang beim Multistars-Worldchallenge-Meeting in Florenz am 2./3. Mai sicherte sie sich ihren ersehnten Startplatz in Götzis, wo der Wettkampf am 25. und 26. Mai über die Bühne geht.
>>>Ergebnisse
Wie Raffaela den Wettkampf in der Toscana erlebt hat, schildert sie selbst:
Bericht aus Florenz
Florenz war alles in allem wieder einmal eine bereichernde Erfahrung für mich und ich habe sehr viel für mich mitgenommen und gelernt.
Der Wettkampf war sehr gut organisiert. Eine Aufwärmhalle mit 60m Bahn, Weitsprunganlage und vielen Geräten stand uns Athleten zur Verfügung. In dieser Halle war auch der Callroom, von wo aus die Organisatoren uns immer zum Wettkampfort brachten. Das Stadion an sich war auch sehr toll, leider mit wenigen Zuschauern.
Vor meinem 100mHü-Lauf war ich sehr nervös, denn der Lauf würde schon viel aussagen, wie ich in Form bin. Jedoch gewann ich während dem Aufwärmen sehr viel Selbstvertrauen und fühlte mich voller Energie und spritzig. Ich war bereit. Ich startete dann auch mit einer für mich passablen Zeit (14,84) in den Wettkampf – trotz verschlafenem Start und nicht so tollen letzten Hürden. Eine Bestzeit ist da also allemal drinnen. Trotzdem habe ich mich zwischen den Hürden sehr aktiv und schnell gefühlt – ein gutes Zeichen.
Für den Hochsprung war ich also nun voll motiviert – aber auch nervös, denn davon hing viel ab und die Leistungen im Training waren beim Hochsprung immer etwas unkonstant. Ich kam gut in den Wettkampf hinein und schaffte schließlich die 1,60m, die ich mir vorgenommen hatte, im 2. Versuch und mit einem tollen Sprung. Leider gelang mir dieser über die 1,63m dann nicht mehr. Hier ist aber auch noch sehr viel Potential. Ich war sehr zufrieden und erleichtert, dass meine „Zitterdisziplin“ so gut geklappt hat.
Das Kugelstoßen verlief dann ganz nach Wunsch. Bereits im ersten Versuch erzielte ich eine Weite knapp an meine PB heran (11,29) und versuchte dann noch eines draufzusetzen, was im Eifer des Gefechtes leider nicht geklappt hat. Trotzdem – ich war glücklich und zuversichtlich für die 200m.
Schon beim Aufwärmen hatte ich das Gefühl, dass ich sehr schnell war und wollte daher unbedingt eine sehr gute Zeit laufen. Leider ist mir dies dann nicht gelungen. Irgendwie kam ich nicht richtig ins Laufen und hatte am Ende auch nicht das Gefühl, an meine Grenzen gegangen zu sein. Die Zeit entsprach dann auch diesem Gefühl. 25,89sec – weit über dem Soll, das ich mir vorgenommen hatte.
Nun begann das große Zittern – nach Tag 1 war ich 23 Punkte hinter der „Marschroute“ für die angepeilten 5200 Punkte. Aber ich wusste, dass ich mit einem tollen Weitsprung alles wieder einrenken konnte.
Tag 2: Ein wunderschöner Tag begrüßte uns am morgen. Die Sonne lachte vom Himmel und stimmte mich positiv. Dementsprechend gut fühlte ich mich auch beim Einspringen. Trotz etwas steifem Gefühl in den Beinen vom Vortag. Dann leider der erste Versuch ungültig. Der Wind wechselte ständig und deshalb war es schwierig einzuschätzen. Der 2. Versuch war dann Gott sei Dank gültig – ich merkte aber sofort, dass dies kein optimaler und nur ein Sicherheitssprung war. 5,45m: meine PB vom letzten Jahr. Ein Grund zum Freuen, ich wusste jedoch, dass ich noch mehr drauf hatte. Im letzten Versuch gab ich dann alles, und landete weit hinter der vorigen Marke, aber dieses Mal war mir das Glück nicht hold: wieder ungültig.
Das Zittern ging weiter. Ich wusste, dass ich mit einem tollen Speerwurf noch einiges Aufholen konnte, doch ich behielt meine Nerven nicht. Die ersten beiden Würfe waren nicht optimal. Der letzte war dann passabel, aber nicht wirklich mit dem richtigen „Zupfer“ und landete bei 37,50m. Einen Meter hinter meiner PB, jedoch wusste ich vom Training, dass hier weit mehr möglich war.
Für den 800m-Lauf hieß dies, dass ich eine Zeit von 2,16 laufen musste, um die vom OK Team von Götzis geforderten 5200 Punkte schaffen zu können. Ich war sehr nervös beim Aufwärmen und war etwas unsicher, wie ich läuferisch momentan drauf war. Vor dem Rennen war ich dann aber ziemlich ruhig. Laufen konnte ich ja, das wusste ich.
Das Rennen verlief dann leider etwas unrhythmisch, weil schlechtere Läuferinnen das Tempo überhaupt nicht einschätzen konnten und mich einsperrten. Ich konnte mich jedoch wieder freilaufen und ging in 1:06 bei den 400m durch. Bei den 600m merkte ich dann, dass ich für die 2:16 viel zu langsam war. Gleichzeitig spürte ich, wie viel Kraft noch in meinen Beinen steckte. Ich zündete noch einmal den Turbo und kam dann mit 2:17,99 als Siegerin meines Laufes und drittbester des Feldes ins Ziel. Die Freude über die PB und den schönen 800m Lauf war da, jedoch groß die Enttäuschung, dass es sich um 24 Punkte nicht ausgegangen war.
Trotzdem: 5176 Punkte bedeuteten Platz 12 und der zweitbeste MK meines Lebens. Und das so früh in der Saison. Ich war stolz auf mich. Das OK Team von Götzis sah dies dann wohl auch so: In einem langen Gespräch teilte man mir mit: Kindheitsträume sollen in Erfüllung gehen, und so darf ich nun am 25./26.5.13 in Götzis starten, unterstützt von einem Publikum, das quasi meine Familie ist. Ich kann es immer noch nicht glauben und werde es wahrscheinlich erst realisieren, wenn ich am Samstag beim Hürdenstart stehe und all die Leute sehe, die kommen um mich zu unterstützen.
Ein großes Dankesschön an alle, die dies für mich möglich gemacht haben: Zu aller erst natürlich meinem Coach und seelischen Beistand Oliver, der in Florenz einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass ich durchgehalten und den Kopf nicht hängen gelassen habe. Ohne seine motivierenden Worte und tatkräftige Unterstützung hätte ich es nicht geschafft.
Und dann natürlich Danke an all jene, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Meinen Eltern, ohne deren finanzieller aber vor allem seelischer Unterstützung ich nie so weit gekommen wäre und die es mir ermöglichen, mein Training neben dem Studium durchzuziehen. Meiner Trainerin Anita, die mich von Kindesbeinen an betreut und immer an mich geglaubt hat. Sie hat die Basis gebildet, auf der ich meine Leistungen aufbauen konnte. Meinem Trainer Hannes in Innsbruck, der mit seinem unglaublichen Fachwissen und seiner Begeisterung für den Sport neue Türen geöffnet hat und mich ohne weiteres in die Trainingsgruppe in Innsbruck aufgenommen hat. Meiner Trainingsgruppe, die mich jedes Training zum Lachen bringt und mir immer wieder zeigt, dass Sport nicht bloß Leistung ist, sondern gemeinsames Erleben und gegenseitiges Unterstützen. Und der Spaß neben dem Training kommt mit euch auch nie zu kurz. Und ein großes Dankeschön an meine Familie und Freunde, die immer an mich geglaubt haben und für mich da sind, wenn es auch mal nicht so läuft.
Raffaela Dorfer